Ferien trotz Corona? Geht auch

Ferien trotz Corona? Geht auch

Hallo zusammen,

In meinem letzten Beitrag habe ich geschrieben dass es uns im Frühling nach Südfrankreich zieht. Wie ihr vielleicht auch schon gehört habt, hinderte uns ein Virus daran die Schweiz zu verlassen.

Was macht man nun wenn man Ferien hat und alles geschlossen ist? Nix Camping, nix auswärts fein Essen, alle Bergbahnen zu?

Wohnmobil aus der Garage, Fahrräder drauf und los gehts. Radfahren und wandern in der Schweiz, schlafen auf dem Bauernhof zwischen Schafen , Pferden, Kühen und Hühnern. Es geht also doch.

Ich habe mir einen Fahrplan zurechtgelegt wohin es gehen sollte, angefragt bei Bauernhöfen und Privaten.

Als der Plan stand, bekam ich ein paar Tage später bereits die erste Absage. An einem Ort im Wallis erschien die Polizei auf Intervention eines lieben Nachbarn auf dem Hof und vertrieb den einzigen Camperbus auf dem Hof und die Betreiberin hatte eine Anklage am Hals. EIN Wohnmobil auf dem Platz sei während Corona gesetzlich nicht erlaubt, die Gästezimmer durften jedoch vermietet werden. Das soll mal einer verstehen.

Ich habe während dieser Zeit einiges nicht verstanden und verstehe auch die jetzigen Massnahmen nur zum Teil.

Also weiter zum schöneren Teil. So wurde halt die Planung wieder umgekrempelt und zuguterletzt haben wir zwei Möglichkeiten gefunden um trotzdem mit dem Womo auswärts zu übernachten. 

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Irgendwo im Nirgendwo, Zentralschweiz auf einem Bauernhof mit Blick ins Tal. Corona und so sind hier weit weg, man hat mal davon gehört und muss nun mit den aufgezwungenen Massnahmen leben. Das heisst für unseren Gastgeber dass er seine  selbstgemachten Produkte nicht mehr auf dem Markt verkaufen kann uns somit eine wichtige Einnahmequelle fehlt.
Wir waren 4 Tage auf diesem Hof, von Sonntag 02. Mai 2020 bis Donnerstag 06. Mai 2020.
Wir hatten alles, Toilette und Dusche, schönes Wetter und auch Regen. Das Essen wurde selber gekocht oder unterwegs gekauft.
Wir hatten ja die Fahrräder dabei und bei Regen konnte man ja wandern oder einfach mal nix tun.
Unser Standort war auf rund 850 müM, runter ins Tal und zurück in die Zivilisation war mit dem Radl kein Problem nur retour stiessen sogar unsere E-Bikes an die Grenzen denn das letzte Stück bis zum Hof war über 20% steil.


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Warum schaut Martina so böse? Waren vielleicht die Ziegen zu aufdringlich? Nein kein bisschen, wir lebten wirklich zwischen Hühnern, Ziegen, Schafen und Kühen und keiner störte sich am anderen.
Am Dienstag regnete es mehr oder weniger den ganzen Tag und so war mal ausruhen angesagt, gottseidank, mein geschundenes Hinterteil wurde so geschont. Am Vortag waren wir auf grosser Radtour und ich muss mir vielleicht mal über einen bequemeren Sattel Gedanken machen. Schaut aber schon blöd aus, ein Mountainbike mit gepolstertem Sattel. Völlig uncool und was für Weicheier. Also weiter mit dem harten und schmalen Sattel und immer schön leiden....
Am Mittwoch wurde das Wetter besser und wir begaben uns auf grosse Wanderung. In ziemlicher Entfernung gab es ein Ausflugsziel mit Restaurant, allerdings geschlossen wegen Corona. Der Wirt hatte aber einen Automaten aufgestellt damit man wenigstens nicht auch noch verdursten musste.
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So liefen wir los, im Nebel und leichtem nieseln, durch Wälder und über Wiesen immer hinauf, vielleicht kommt dann ja noch die Sonne. Doch diese hatte erst am späteren Nachmittag Lust zu erscheinen, bis dann waren wir wieder zurück. Der Weg bis ganz hinauf erschien uns dann doch zu lang und Getränke hatten wir ja auch dabei, zumal Martina mit ihren tollen Wanderschuhen aus der Landi schon lange nasse Füsse hatte. Ausser Tieren begegnete uns in diesen 3 Stunden wirklich niemand, kaum zu glauben in der kleinen Schweiz.

Am späteren Nachmittag konnten wir noch ein bisschen auf dem Hof helfen, der frische Sirup war abgefüllt und etikettiert worden und musste noch ins Lager, schliesslich bestand Hoffnung dass die Märkte mit Auflagen wieder durchgeführt werden konnten.

Während unserer Anwesenheit gab es auf dem Hof einen Todesfall und zwei Geburten: Ein Schaf musste zum Metzger und eine Kuh bekam überraschend Zwillinge, die Bäuerin wusste selbst nicht dass zwei unterwegs waren.

Es waren schöne Tage so abseits der täglichen Angstmacherei wegen diesem Virus, wir sahen mal wieder wie anstrengend so ein Bauernhof sein kann, Franz und seine Frau waren täglich rund 15 Stunden auf den Beinen aber zufrieden mit ihrem Leben abseits von Städten, Stress und Rummel.

Und wenn sie dann mal Ferien brauchen geht es für eine Woche ins Wallis, Ferienwohnung in den Bergen... 


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Auf der Heimfahrt noch vorbei an Luzern und der Kappelbrücke, das Wetter war uns wieder wohlgesinnt.
Wir fuhren wieder nach Hause, das Wochenende wurde zuhause verbracht bevor wir dann am Montag 11.05.2020 zu unserem zweiten Kurzurlaub aufbrachen.
Diesmal gings auf einen Pferdehof im Grossraum Zürich, also ländliche Idylle in städtischer Umgebung.
Ich habe es bis hierher tunlichst vermieden um Namen oder Orte zu erwähnen, wir wissen bis heute nicht ob das erlaubt war weil anscheinend überall etwas anderes gegolten hat.

Auf jeden Fall waren an diesem Montag die ersten Restaurants wieder geöffnet, unser Nachmittagsspaziergang endete so :


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Zu zweit an einem Vierertisch, der nächste Tisch mindestens 2 Meter entfernt und draussen Regen. Ja das Wetter war uns diesen Mai nicht allzu wohl gesinnt. Regen und auch noch Kälte Mitte Mai.
Die Fahrräder liessen wir gleich zuhause denn wir waren ja in der Region Zürich mit gut ausgebautem öffentlichen Verkehr.
Abends wurde wieder im Womo gekocht, mit draussen sitzen und so war nix. Es war auch nicht so angenehm direkt neben dem Pferdemist, dank schlechtem Wetter roch es nicht so stark und auch Fliegen waren keine vorhanden.
Apropos Fliegen; in der ersten Woche da auf dem Bauernhof in der Zentralschweiz wurden wir dank schönem Wetter  von Hunderten von Fliegen begrüsst, aus Freude flogen auch gleich die meisten rein in die Bude und Martina musste beim Kochen schauen dass keine ins Essen fällt.
Im Dorfladen wurde am nächsten Tag eine Fliegenklatsche erworben um dieser Invasion Einhalt zu gebieten.
Hier brauchten wir diese aber nicht weil ja regnerisch. Das Wetter brachte uns auf die Idee mit den öffentlchen Verkehrsmitteln mal Luzern zu besuchen wenn keine Asiaten da sind. Mit Bus und Bahn ohne Halbtax kostet es zwar ein halbes Vermögen aber lohnenswert denn es waren keine Asiaten dort und so entstanden Fotos  ohne viele Touristen.


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Nur der hier stand da so rum und wartete sehnlichst auf ein paar Sonnenstrahlen.


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Kapellbrücke menschenleer, keine Touris am Markt und Gartenbeizen mit viel Abstand zum Nachbarn. Irgendwie auch trist.
Nach unserem Bummel fuhren wir wieder zurück, ohne Maskenpflicht in Zug und Bus. Ihr glaubt es kaum aber wir haben es überlebt obwohl wir an einem Bahnhof einem Mitbürger mit Einschränkungen helfen mussten oder durften weil es sonst keiner tat. Dieser arme Hund war mit dem Zug unterwegs obwohl damals die älteren ja praktisch unter Hausarrest standen. Eine Frau brachte ihn am Bahnhof auf den Zug und wir übernahmen ihn dann, damit er auch am richtigen Ort aussteigt weil wir auch dort raus mussten. Kein Kontakt und 2 Meter Abstand mit einem Blinden? Vergiss es, schliesslich musste er am Zielort auch noch auf den Bus.
Martina begleitete ihn während ich schaute wo der Bus abfährt auf welchen er musste.
Leider war es nicht derselbe wie unserer und auch noch auf der anderen Seite des Bahnhofs.
Dort übergaben wir den Mann an ein paar Jugendliche welche auch auf diesen Bus mussten und begaben uns wieder auf die andere Seite des Bahnhofs wo unser Bus inzwischen schon weg war.
Zwischenzeitlich schien auch die Sonne wieder und wärmte uns während dem Warten auf den nächsten Bus.
Am Abend hatten wir in einem schicken Restaurant einen Tisch reserviert, für drei Personen. Manuel, unser Jüngster, kam noch auf einen Sprung vorbei weil er ja in der Nähe wohnt. Endlich wieder mal auswärts essen und die geplagten Gastronomen unterstützen.
Unser Nachtlager auf dem Pferdehof war auch nicht mehr menschenleer weil die Mädchen unterdessen auch wieder zur Reitstunde durften.
So gingen unsere Coronaferien mit dem Womo auch bald wieder  zu Ende.

Fazit :  Es ging doch, aber.....


Seit dieses Virus aufgetaucht ist verfallen wir in Massenhysterie, alles wird verboten, überall gibt es Einschränkungen, die Wirtschaft leidet doch ich verhalte mich seit dem ersten Tag nicht anders als vorher und keiner den ich kenne hat das Virus jemals gehabt oder ist sogar schwerwiegend erkrankt.
Ich habe immer gearbeitet und hatte viele Kontakte mit Chauffeuren und Mitarbeitern aus allen Herren Ländern, bis am 31.07.2020 nie eine Maske getragen und bin gesund.
Deshalb : Auf in die nächsten Ferien.
In Kürze gehts in den Spreewald und nach Berlin sowie auf dem Heimweg über das Steinhuder Meer und Kitzingen wieder nach Hause.
Wir freuen uns trotz Einschränkungen auf die bevorstehenden zwei Wochen.
Bis bald



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